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CALL. 30.10.2019: Mentale Konzepte der Stadt in Bild und Textmedien der Vormoderne - Kiel (Germany)


FECHA LÍMITE/DEADLINE/SCADENZA: 30/10/2019

FECHA CONGRESO/CONGRESS DATE/DATA CONGRESSO: 11-12-13/06/2020

ORGANIZADOR/ORGANIZER/ORGANIZZATORE: Dr. Margit Dahm-Kruse (Germanistisches Seminar CAU Kiel); Prof. Dr. Timo Felber (Germanistisches Seminar CAU Kiel)

INFO: dahm@germsem.uni-kiel.de felber@germsem.uni-kiel.de

Die Tagung setzt sich das Ziel, mentale Konzepte von Stadt im Dialog verschiedener Disziplinen, vorrangig der vormodernen Literatur- und Geschichtswissenschaften, der Archäologie, der Religionswissenschaften sowie der Kunstgeschichte, zu diskutieren. Im Fokus stehen nicht die Überreste realhistorischer Städte oder historische Dokumente urbaner Verfasstheit, sondern diskursive und visuelle Repräsentationen von Stadt und Urbanität in verschiedenen medialen Formen der Vormoderne. Hierzu zählen zum einen textuelle Entwürfe in fiktionalen und historiographischen Texten, zum anderen Bildzeugnisse, die in verschiedenen Gattungen überliefert sind, z.B. Illuminationen in Manuskripten, Kartographie, (Wand-)Malerei, Mosaik und Architekturdekor ebenso wie Wappen, Münzen und Siegel. Diese Zeugnisse sollen sowohl in synchronen wie auch diachronen Szenarien perspektiviert werden.


I Formen


Gefragt wird nach den Formen der Präsentation von städtischer Architektur und urbanen Topographien. Die Darstellungsmodi von Städten in unterschiedlichen medialen Repräsentationen können untersucht werden, indem die Strukturen der Selektion und Synthese von dargestellten Elementen ermittelt und topische wie auch spezifische Darstellungsmittel in ihrer wirkungsästhetischen Dimension und semiotischen Signifikanz beleuchtet werden. So ließe sich etwa danach fragen, ob mittelalterliche Stadtabbreviaturen in verschiedenen zeitgenössischen Medien mit ähnlichen topischen Elementen, z. B. der dominanten Fortifikation, in Erscheinung treten. Von Interesse sind auch Techniken der Referentialisierung, die etwa durch das Einspielen historischer Ortsnamen oder ikonographischer Attribute fassbar sind. Die Diskussion soll dabei nicht auf die materielle Dimension beschränkt werden, im Fokus steht auch die vormoderne Vermittlung von Stadt als sozialer Raum oder das Nebeneinander von materieller und sozialer Konfiguration, wie es etwa mit dem Begriffspaar urbs und civitas in den Etymologiae Isidors von Sevilla oder im antiken wie auch humanistischen Stadtlob fassbar ist (A. Groos).


Von Interesse sind mediale Vermittlungen spezifischer bzw. herausragender Städte, denen eine besondere Signifikanz über längere historische Zeiträume zukommt. So z.B. Rom, das als universelles und wirkmächtiges Bild der Stadt durch ein Konglomerat von zum Teil überzeitlichen Bildern, Konzepten und Wertvorstellungen geprägt ist (vgl. T. Fuhrer/F. Mundt/ J. Stenger sowie H.-U. Cain/A. Haug/Y. Asisi), oder die kontrastiven Figurationen von Jerusalem und Babylon, in deren medialen Repräsentationen religiöse Bedeutungsordnungen wirksam sind. Neben solchen spezifischen Szenarien sollen auch übergreifende Konzepte von Stadt und Urbanität in bestimmten historischen Perioden in den Blick genommen werden, wie sie etwa mit dem idealisierten Modell der ‚schönen Stadt‘ in verschiedenen Bildmedien des Spätmittelalters fassbar sind, in denen eine Rekurrenz auf die humanistisch geprägte Tradition des laudes urbium fassbar wird (G. Fouquet).


II Funktionen


Neben den Formen soll nach den Funktionen der verschiedenen medialen Stadtentwürfe gefragt werden. Welchen Bedeutungskonzepten sind diese verpflichtet, welche symbolischen Zuschreibungen erfahren sie und zu welchem Zweck werden sie eingesetzt? Mediale Stadtentwürfe können im Kontext von kollektiver Identitätsstiftung und genealogischen Ursprungsnarrativen verortet sein, wie es insbesondere für den umfangreichen und weit verzweigten Bereich vormoderner Troja-Literatur herausgestellt wurde (B. Kellner; E. Lienert). Ausgehend von der erheblichen Signifikanz Trojas und des Trojanischen Krieges für das ‚kulturelle Gedächtnis‘ vormoderner Gesellschaften, dient die visuelle oder textuelle Bezugnahme auf Troja als ideelle Wurzel des europäischen Adels im Kontext von Chroniken, Viten oder Erzähltexten vielfach einer ideologischen und kulturellen Selbstverortung von Fürsten, Geschlechtern oder (urbanen) Gemeinschaften. Das mentale Konzept von Troja als ‚städtischer Superlativ‘ wird zum Mittel der Nobilitierung, das in unterschiedlichen medialen Formen Verwendung findet.


Besonderes Augenmerk soll auf medialen Stadtentwürfen liegen, die an religiösen Mustern und deren symbolischen Qualitäten partizipieren. So ist z.B. das eschatologische Konzept des Himmlischen Jerusalem nicht nur in der christlichen Ikonographie oder in allegorischen Dichtungen präsent, auch in genuin literarischen Darstellungen ist eine deutliche Rekurrenz auf das Bildinventar der Himmelsstadt fassbar, wie es sich etwa in der Grippia-Partie des ‚Herzog Ernst‘ zeigt. Auch Rom oder Babylon stellen mentale Stadtmodelle dar, die in erheblichem Maße durch heilsgeschichtliche Bedeutungszuschreibungen geprägt sind. Von Interesse können in diesem Zusammenhang solche Beispiele sein, in denen die mediale Konzeptionalisierung von Stadt religiöse und säkulare Bedeutungsordnungen zusammenführt und die als eine weitere Ebene der intrikaten Verschränkung geistlicher und weltlicher Semantiken diskutiert werden können, wie sie insbesondere für die mittelalterliche Literarizität prägend ist.


III Kontext


Zum dritten gilt es, das Zusammenspiel von medialem Stadtentwurf und historischen bzw. soziokulturellen Kontexten zu diskutieren. Wieweit rekurrieren textuelle und bildliche Darstellungen auf historische Entwicklungen der Urbanisierung, die abgebildet, kommentiert oder diskursiv verhandelt werden? So wurde zum Beispiel das spezifische urbane Setting in Rudolfs von Ems ‚Der guote Gerhart‘ kontrovers diskutiert (z.B. S. Zöllner), denn trotz berechtigter Zurückweisung eindimensionaler sozialgeschichtlicher Lektüren, die vormoderne Texte in ahistorischen Kategorien von ‚bürgerlicher‘ Dichtung und sozialer Emanzipation verorteten, ist die diskursive Verhandlung des (Kölner) Stadtadels und die dichotomische Perspektive auf kaufmännische und adlige Lebensordnungen ein signifikanter Bestandteil dieses Textes. Zugleich ist zu überlegen, inwiefern die von Künstlern und Autoren entworfenen Imaginationen von Stadt das historische und kulturelle Wissen von Stadt bzw. von bestimmten Städten prägen. B


eitragsvorschläge in Form eines Abstracts (max. 300 Wörter) werden bis zum 30.10.2019 an eine der untenstehenden Adressen erbeten; die Auswahl erfolgt bis zum 15.11.2019. Beiträge von Nachwuchswissenschaftler*innen sind ausdrücklich willkommen, Kosten für Reise und Unterkunft werden übernommen. Eine Veröffentlichung der Beiträge in der Reihe „Forschungen zu Kunst, Geschichte und Literatur des Mittelalters“ ist geplant

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